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Letztlich ist man sich nur selbst verpflichtet

  • barbaraberger-kukl
  • 18. Jan.
  • 2 Min. Lesezeit

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Fight, Flight, Freeze – und warum es davor oft den Bindungsversuch gibt


In belastenden Situationen reagiert unser Körper auf eine uralte Weise: mit Kampf (Fight), Flucht (Flight) oder Erstarren (Freeze). Diese Mechanismen sind tief in unserem Nervensystem verankert und dienen dem Überleben. Doch was oft übersehen wird, ist die Phase davor – ein Versuch, Bindung herzustellen. Besonders in Beziehungen oder sozialen Dynamiken zeigt sich dieser Bindungsversuch häufig in Form von Überanpassungen.


Der Bindungsversuch: Anpassung als Strategie


Bevor Menschen in den Modus von Fight, Flight oder Freeze wechseln, setzen sie meist alles daran, die Beziehung oder Situation zu entschärfen. Diese Phase, oft unbewusst, basiert auf dem Versuch, Sicherheit durch Bindung herzustellen. In der Praxis sieht das oft so aus:


Anpassung: Man stellt die eigenen Bedürfnisse zurück, um Konflikte zu vermeiden.

Unterwerfung: Der Fokus liegt darauf, es dem anderen recht zu machen, in der Hoffnung auf Akzeptanz oder Harmonie.

Defensive Haltung: Eigene Grenzen werden nicht gesetzt, aus Angst, die Bindung zu gefährden.


Diese Verhaltensweisen haben häufig ihren Ursprung in der Kindheit oder in vergangenen Erfahrungen, in denen Bindung für das Überleben essenziell war. Kinder sind auf ihre Bezugspersonen angewiesen und entwickeln daher Strategien, um geliebt und akzeptiert zu werden. Doch wenn dieses Muster ins Erwachsenenleben übertragen wird, führt es oft zu schädlichen Dynamiken, in denen Menschen ihre eigene Identität und Bedürfnisse verlieren.


Wenn der Bindungsversuch scheitert: Der Übergang zu Fight, Flight, Freeze


Wenn der Versuch, durch Anpassung Bindung herzustellen, nicht gelingt, wechselt der Körper irgendwann in einen Überlebensmodus:


Kampf: Die unterdrückten Bedürfnisse brechen hervor, oft in Form von Wut oder Widerstand.

Flucht: Die Person zieht sich zurück, beendet die Beziehung oder vermeidet Konfrontation.

Erstarren: Die Hilflosigkeit dominiert, und die Person fühlt sich emotional oder physisch blockiert.


Diese Phasen zeigen, dass der Körper die Anpassungsstrategie aufgibt, weil sie nicht mehr als sicher wahrgenommen wird. Es ist jedoch möglich, schon vor diesem Punkt eine Veränderung einzuleiten – nämlich indem man die eigene Position hinterfragt und stärkt.


Aus der Überanpassung herauskommen


Der erste Schritt, um aus einer Haltung der Überanpassung auszusteigen, ist die Erkenntnis, dass Sie niemandem verpflichtet sind außer sich selbst. Ein Merksatz, der in diesem Prozess helfen kann, lautet:


„Letztlich ist man sich nur selbst verpflichtet.“


Das bedeutet nicht, dass Sie egoistisch oder rücksichtslos handeln sollen. Es geht vielmehr darum, Ihre eigenen Bedürfnisse, Werte und Grenzen zu erkennen und zu respektieren. Empathisch für andere zu sein, ist wichtig, aber nicht auf Kosten der eigenen Selbstachtung.


Praktische Schritte zur Veränderung


1. Eigene Bedürfnisse erkennen: Fragen Sie sich regelmäßig: Was brauche ich in dieser Situation wirklich?

2. Grenzen setzen: Üben Sie, „Nein“ zu sagen, wenn etwas nicht Ihren Werten oder Kapazitäten entspricht.

3. Muster reflektieren:Warum versuche ich, es immer allen recht zu machen? Gibt es Situationen, in denen ich mich selbst verliere?

4. Selbstfürsorge priorisieren: Lernen Sie, dass es in Ordnung ist, für sich selbst zu sorgen, bevor Sie sich um andere kümmern.

5. Unterstützung suchen:Begleitung durch Lebens- und Sozialberatung kann helfen, diese Muster zu durchbrechen und eine neue Perspektive zu entwickeln.


Sich selbst verpflichtet sein


Sich aus einer Haltung der Überanpassung zu befreien, ist ein Prozess, der Mut und Selbstreflexion erfordert. Doch er lohnt sich, denn nur wenn Sie sich selbst verpflichtet sind, können Sie echte, gleichwertige Beziehungen aufbauen.



 
 
 

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